Der Federungskomfort französischer Autos in den 60er- und 70er-Jahren war legendär. Wer jemals einen Citroën DS, ausgesprochen „Déesse“ (Göttin), gefahren ist, weiß davon zu berichten. Sicher war dieses Alleinstellungsmerkmal französischer Autos eine Inspiration, die zwei Ingenieure von Renault Agriculture im Jahr 1987 dazu brachte, ihre Erfindung beim europäischen Patentamt anzumelden: eine 4-Punkt-Federung für Traktorkabinen. Die Idee dahinter: Die Kabine war vom starren Chassis des Traktors entkoppelt und über vier Dämpfungselemente aufgehängt. Diese spezielle Federungskonstruktion ging damit weit über einen gut gepolsterten und verstellbaren Sitz hinaus, vertikale und horizontale Erschütterungen wurden an vier Punkten wirksam abgefangen. Im Wettbewerb war diese Innovation Gold wert, und nachdem aus Renault Agriculture nach der Übernahme schließlich CLAAS Tractor geworden war, nahm die neue Konzernmutter das Vollfederungssystem als Exklusivangebot in sein Angebot auf.

Die Innovation tat dem Rücken der Fahrer gut, aber der Wert der Entwicklung ging noch darüber hinaus. Wer durch eine gute Kabinenfederung auch nach einem langen und harten Arbeitstag noch frisch ist, begeht weniger Fehler – und wer Fehler vermeidet, erreicht bessere Arbeitsergebnisse. Diese Logik bot gute Verkaufsargumente, deshalb lag es nahe, die 4-Punkt-Federung nach der Übernahme von Renault Agriculture weiter zu optimieren. Das war schon deshalb nötig, weil die Konkurrenz an ganz ähnlichen Federungen arbeitete.

Die CLAAS Weitentwicklungen betrafen einerseits die mechanische Konstruktion der 4-Punkt-Federung: Zunächst waren die vier Aufhängungen noch identisch, bald ging man dazu über, die beiden vorderen von den hinteren Aufhängungen zu trennen, um somit jeweils unterschiedliche Einstellungen anzubieten. Diese Weiterentwicklung erhöhte den Arbeitsplatzkomfort im Traktor nochmals deutlich. Eine weitere Veränderung betraf die Federung des gesamten Traktors: Hier kam insbesondere die gefederte und elektrohydraulisch gesteuerte Vorderachse für alle Traktoren ab 90 PS ins Spiel, konstruiert im Werk in Le Mans.

Wertvolle Entwicklungsarbeit steckte auch in den Federungen der Front- und Heckkraftheber, am wichtigsten aber blieb die saubere Abstimmung aller Federungen miteinander – bis hin zum Fahrersitz, der eine Niederfrequenzfederung besaß. Dieses Gesamtpaket bot vollen Komfort, sorgte für Effektivität bei der Arbeit, für Sicherheitsgewinn sowie für Schonung der Maschinen. Und nachhaltig war die Innovation auch: Bis heute ist die 4-Punkt-Kabinenfederung der Maßstab für Federungskomfort bei Traktoren.

#25 Traktor mit Komfort.